Altbürgermeisterin Tutzing

Verleihung des Ehrentitels am 25.07.2024 an Marlene Greinwald

Es ist ein schönes und zugleich etwas wehmütiges Gefühl, hier zu stehen und über meine lange politische Beziehung zu dieser Gemeinde, zu Tutzing, zu sprechen.

Warum wächst einem ein Ort ans Herz? Ob hier geboren oder zugezogen? Es sind die Menschen, die einen neugierig machen, festhalten und hineinziehen, in ihre ganz eigenen Geschichten, die von jetzt und die von damals.
Viele kennen sich untereinander, Tutzing ist kein Ort, in dem man aneinander vorbeiläuft. Hier sind alle Altersgruppen vertreten, es ist ein Ort von und für Familien.
Wir leben eng zusammen, wir schauen aufeinander, wir kommen uns nicht aus, so ein ziemlich kleiner Ort ist nichts für Feiglinge.

Tutzing hat mir gut getan, und ich glaube, ich habe in meinen 34 Jahren Kommunalpolitik auch etwas zurückgeben können.
Ich war 29, Mutter von zwei kleinen Kindern und beruflich voll eingespannt in den Bauernhof und die Fischerei, als ich das erste Mal in den Gemeinderat gewählt wurde.
Doch es war mir schon im Elternhaus vorgelebt worden, in der Gemeinschaft mitreden und mitentscheiden zu wollen. Die Fülle der Aufgaben hat mich eher angespornt und wachsen lassen.
Ich habe in all den Jahren kaum eine Sitzung versäumt und mich aktiv an der politischen Diskussion beteiligt, auch wenn die Meinung einer jungen Mutter anfangs nicht unbedingt gefragt war im altehrwürdigen Gremium der wichtigen Herren des Ortes. Das hat sich im Lauf der Jahrzehnte erfreulich geändert, diese Zeitenwende ist auch in Tutzing längst vollzogen.
Dabei war mir, bei allen Gegensätzen in der Sache, gute Zusammenarbeit immer wichtig.
Ohne Vertrauen geht Demokratie nicht. Das sage ich mit Blick auf die Gegenwart mit großem Nachdruck.

Dass ich Tutzing schließlich auch sechs Jahre lang als hauptamtliche 1. Bürgermeisterin dienen würde, stand nicht in meinem Karriereplan, den ich als solchen auch gar nicht hatte.
Doch ich bin froh und stolz auf diese Zeit, die weder für mich noch für die Tutzingerinnen und Tutzinger leicht war.
Ich habe die lange verschobene Sanierung der Ortsdurchfahrt und die Erneuerung der Grund- und Mittelschule mit Ausrichtung auf den kompletten Ganztag auf den Weg gebracht, nicht immer zur Freude der Betroffenen.
Es ist in meiner Amtszeit gelungen, den intensiven Austausch mit unseren Betrieben und Unternehmen zu etablieren und die Gewerbesteuer zu verdoppeln.

In meiner gesamten Tätigkeit als Erste Bürgermeisterin habe ich den Gemeinderat und uns als Verwaltung immer als Team angesehen.

Nichts Geringeres als das Gemeinwohl der gesamten Bürgerschaft war mein großes Ziel und ist die Aufgabe der Bürgermeisterin, des Bürgermeisters. Es braucht ein starkes Rückgrat, um zum Wohle der Allgemeinheit Einzelinteressen zu widerstehen. Auch hier gilt: kein Amt für Ängstliche.

Meine Vision von Tutzing in der Zukunft war immer der Ort, in dem alle Generationen gut leben können, mit Kinderbetreuung, Bildung und Sport an vorderster Stelle. Mit attraktiven Arbeitsorten für die Wirtschaft und aktiven Beiträgen zur Klimaneutralität. Das geht nur mit verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern, deren Kraft, Lebensfreude und Eigenwilligkeit diesen Ort ausmachen.

Ich blicke mit großer Dankbarkeit zurück. Ich danke dem Gemeinderat und der Verwaltung für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

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